News Februar 2022
An den Erntetagen legte Giuseppe Mangione (Peppino), unser Chef vor Ort, schon am frühen Morgen mit Michele Verrascina die Netze aus, 3 Helfer aus Westafrika betätigten die Klapprechen, die sogenannten Vibroli, Stangen mit schwingenden Stäbchen an den Enden, welche die Oliven auf die Netze fallen lassen. Die andern füllten die Oliven in Bottiche, trugen sie zu den grossen Behältern, in denen 200 bis 250 kg Oliven zur Olivenpresse (Frantoio) transportiert wurden. Insgesamt waren wir zu neunt, 2 Irsinesi, 3 Westafrikaner und wir 4 Schweizer. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 8 Grad am frühen Vormittag und 20 Grad zur Mittagszeit. Nach 5 Stunden Arbeit kam die Mittagspause. Wir genossen inmitten der Olivenbäume Focaccia, Käse und Schinken, Peppino kredenzte uns seinen Hauswein, einen Aglianico, natürlich nebst viel Wasser. Nach der halbstündigen Pause setzten wir die Ernte fort bis zum Eindunkeln, vor der Zeitumstellung nach 16 Uhr, danach etwas länger. Am Abend wurden die Oliven bis spät in die Nacht gepresst und das Öl von uns in Kanister abgefüllt. Wir erreichten so, dass die Oliven möglichst schnell kalt gepresst wurden und damit eine hohe Qualität eines Olivenöls Extravergine erreicht werden konnte.
Während der Blütezeit gab es vielerorts in Italien Kälteperioden, die sich landesweit negativ auf den Ertrag auswirken sollten. Wir erwarteten deshalb auf den ersten Blick weniger Ertrag als im Vorjahr. Zudem war der Frühling in Süditalien danach wärmer als üblich und der Sommer äusserst trocken. Von Ende April bis Mitte September fiel kein Regen. Im Gegensatz zum Vorjahr machte sich die Mosca, die bei Feuchtigkeit und Regen ihre Eier in die Oliven legt und sie ungeniessbar macht, nicht bemerkbar, eine Behandlung mit Caolin erübrigte sich (Caolin wird auch als Porzellanerde, Porzellanton, weiße Tonerde, oder Pfeifenerde bezeichnet). Mit dem Resultat der Ernte 2021 sind wir sehr zufrieden. Die Oliven sind wegen des fehlenden Regens etwas kleiner, allerdings ohne Auswirkung auf die Qualität. Es erwies sich als gut, dass wir im Frantoio als erste die Oliven pressen lassen konnten. Farbe und Geschmack des Öls sind intensiv. Insgesamt erzielten wir einen Ertrag von gut 1'800 Litern, davon importierten wir wie im Vorjahr 1'500 Liter. Der Ertrag entspricht ca. 15.5 Liter auf 100 kg geerntete Oliven. Die Analyse von AGROLAB Italia hat das beste Resultat bezüglich des Säuregrads unseres Olivenöls ergeben, seit wir das Abenteuer mit unserem Olivenhain in Irsina begonnen haben. Er beträgt lediglich 0.116 g/100 g (Grenzwert für ein Olivenöl Extravergine: < 0.8 g/100 g). Der Peroxyd-Wert, dh. die Oxydation des Öls, welche die Dauer der Haltbarkeit garantiert, beträgt gute 8.41 meq (bei einem Grenzwert von 20 meq). Die Ernte 2021 verursachte uns spürbar höhere Kosten, allein beim Frantoio und für den Transport eine Erhöhung von je 15%. Wir haben die Preise deshalb angepasst (Fr. 17.00 für ½ Liter und Fr. 32.00 für 1 Liter Flaschen, Fr. 80.00 für 3 Liter Kanister und Fr. 130.00 für 5 Liter Kanister).
Reto, Saverio und Claude in ihrem Element
Wir werden immer wieder auf Ablagerungen am Boden von Kanistern und Flaschen angesprochen. Dies hat folgende Bewandtnis: Das neue, kaltgepresste Öl bildet sie im Laufe der Zeit. Sie bestehen aus pflanzlichen Rückständen der Oliven, die die Qualität des Öls nicht beeinträchtigen. Im Gegenteil: die Rückstände von Oliven enthalten ebenso wie das Öl Antioxidantien (Polyphenole), gesundheitsfördernde und auch für die Konservierung des Öls wichtige Stoffe. Es handelt sich deshalb um positive ernährungsphysiologische Eigenschaften, da das Sediment einige Monate lang weiterhin wertvolle Antioxidantien freisetzt. Das erklärt auch, dass das Öl mit der Zeit transparenter wird.